Atomkraftgegnerin am Montag zu Bußgeld verurteilt.

Am Montag ging in Potsdam nach vier Verhandlungstagen und insgesamt 20 Stunden Verhandlung ein Prozess gegen die als „Eichhörnchen“ bekannte Kletteraktivistin Cécile Lecomte zu Ende. Gemeinsam mit einer weiteren Kletterin war es ihr 2016 gelungen, einen mit Uranerzkonzentrat beladenen Zug auf der Strecke zwischen Hamburg und Bremen 3 Stunden lang aufzuhalten. Das für die Urankonversionsanlage in Narbonne in Süd-Frankreich bestimmte Uran war zuvor über den Hamburger Hafen mit einem Schiff der Hamburger Reederei MACS nach Deutschland gelangt. „Wenn Menschen von Atomtransporten hören, denken sie meist nur an den Müll und vergessen dabei die zahlreichen Zuliefertransporte“, so die Aktivistin. Erst vor 10 Tagen wurde auf dieser Strecke trotz Orkanböen ein weiterer Urantransport durchgeführt. Auch dieser wurde nur öffentlich, weil er durch zwei Ankettaktionen an Betonblöcken nahe Gronau (NRW) für rund 16 Stunden aufgehalten wurde.

Der Verhandlungstag am Montag begann mit einem Befangenheitsantrag gegen die Richterin, die bereits am vorausgegangenen Verhandlungstag versucht hatte, die Betroffene unter Druck zu setzen, um schneller zu einem Urteil zu kommen. Die Richterin erklärte sich selbst für nicht befangen, statt wie von der Prozessordnung vorgesehen den Antrag einem anderen Richter zur Entscheidung vorzulegen.

„Ich befinde mich nicht in einer Gerichtsverhandlung, sondern in einer Theaterveranstaltung, dessen Drehbuch Kafka geschrieben haben muss“, kommentierte ein Zuschauer die Verhandlungsleitung der Richterin.

Im Publikum saßen rund ein Dutzend Menschen, von denen zwei extra aus Buchholz in der Nordheide (Niedersachsen) nach Potsdam angereist waren, um die Betroffene zu unterstützen. Sie sprachen ihr für ihre Aktion und das stetige Hinweisen auf die Transporte und die damit verbundenen Gefahren großen Dank aus.

„Das ist ein politisches Urteil. Davon werde ich mich nicht einschüchtern lassen. ‚Ich revoltiere, also bin ich‘ schrieb der Philosoph Albert Camus. Der einzige Ausweg aus der Absurdität dieses Systems, das den Weiterbetrieb von Atomanlagen möglich macht und wovon die Justiz Teil ist, ist die permanente Revolte. Die heutige Verhandlung hat es mal wieder gezeigt“, so Cécile Lecomtes Fazit am Montag.

Gegen das Bußgeld wird sie Rechtsbeschwerde einlegen – und weiter gegen die „todbringende Atompolitik mit kreativen Aktionen in der Luft – oder auch im Wasser wie vergangene Woche gegen den Neckar-Castor“ protestieren. „Aufgeben? Ist nicht drin, nö“, so Lecomte.

Weitere Informationen:

* Prozessberichte

  1. Prozesstag:

http://nirgendwo.info/blog/2017/09/10/potsdam-konfliktreicher-prozess-und-offensive-verteidigung/

  1. Prozesstag

http://nirgendwo.info/blog/2017/09/23/prozess-in-potsdam-geht-weiter-sicherungspflichtige-zuege-und-protestaktionen/

  1. Prozesstag

http://nirgendwo.info/blog/2017/09/29/dann-werden-wir-das-naechste-mal-auch-fertig-richterin-will-schnell-aburteilen/

* Bildergalerie zur Aktion:

https://www.flickr.com/photos/robinwood/sets/72157666405041100

* Video von Graswurzel.tv zur Aktion https://vimeo.com/162956784

* Aktionsbericht und PM von ROBIN WOOD zur Aktion

http://blog.eichhoernchen.fr/post/Uranzug-auf-seinen-Weg-von-HH-nach-Frankreich-in-Buchholz-durch-Kletteraktion-gestoppt

* Dossier von Cécile Lecomte über die Uranfabrik in Narbonne Malvési

http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/de/atom/narbonne.html

* Uranzug-Beton-Blockade vom 5. – 6. Oktober 2017:

http://urantransport.de/2017/10/uranzug-nahe-gronau-blockiert/

* Schwimmender Protest gegen den Neckar-Castor am 11. Oktober 2017:

http://blog.eichhoernchen.fr/post/Schwimmen-gegen-Neckar-CASTOR

* Hamburger Kampagne gegen Atomtransporte mit Hintergrundinformationen

http://www.atomtransporte-hamburg-stoppen.de/

* Bundesweite Vernetzung gegen Urantransporte mit Hintergrundinformationen http://urantransport.de/

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