Freizeitangebot der JVA Uelzen bringt Abwechslung in den Alltag.

Daniel W. verbindet Musik mit vielen schönen Erinnerungen. Beim Klang der Gitarre gehen seine Gedanken auf Reise – zurück in die Zeit, als er am Lagerfeuer sitzend der Musik seiner Onkel lauschte. Dann denkt er auch an die Familienfeiern mit den vielen Gästen, die fröhlich singen, klatschen und ausgelassen feiern. Seit drei Jahren finden diese ohne ihn statt. Daniel W. verbüßt eine langjährige Haftstrafe in der JVA Uelzen. Durch seine Teilnahme an einer neuen Freizeitmaßnahme hat er einen Weg gefunden, um seiner Familie und dem Leben in Freiheit zumindest im Herzen nahe zu sein.

Auf den Gitarrenkurs, der seinen Haftalltag so einschneidend veränderte, ist Daniel W. durch einen Aushang aufmerksam geworden. Das Interesse unter den Insassen war groß, „ich war froh einen Platz bekommen zu haben“, berichtet er. Immerhin können in jedem Kurs nur maximal fünf Teilnehmer angeleitet werden.

Dabei war die Idee für dieses Projekt eher einem Zufall geschuldet, erklärt Martina Forster, die als Seelsorgerin in der JVA tätig ist. „Ein JVA-Bediensteter, der auch privat in einer Band Musik macht, erklärte einem Gefangenen Gitarrengriffe“. Diese Beobachtung war der Anstoß für die Idee, dass dieser Kollege einen Gitarrenkurs im Rahmen der Musiktherapie anbietet. Mittlerweile läuft das Projekt seit einem halben Jahr, wöchentlich wird ein Termin angeboten. Notenkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, der Schwerpunkt liegt auf dem Erlernen und Spielen eines Instrumentes in der Gruppe.

Die Teilnehmer werden gefördert, gefordert und haben Erfolgserlebnisse. „Anfangs sind die Griffe ungewohnt und die Hände schmerzen, aber es macht Spaß und ich freue mich über die Fortschritte“ berichtet Daniel W., der nach vielen kleinen Teilerfolgen nun sogar in der Anstaltsband spielt. Auch die Ausstattung hat sich verbessert. Die bislang genutzten Gitarren waren Leihgaben der Anstaltsseelsorge. „Diese waren aber schon arg bespielt und mussten ersetzt werden“, so Forster.

Unterstützung kam vom „Silberstreif e.V.“ – der Förderverein der JVA Uelzen übergab der Kursleitung kürzlich fünf Gitarren, um das Projekt zu unterstützen und weiter auszubauen. Immerhin ist das Projekt mehr als nur Freizeitgestaltung: Viele Inhaftierte haben große Schwierigkeiten damit Emotionen und Gefühle zum Ausdruck zu bringen, „Je weniger Worte ein Mensch für das hat was er denkt oder fühlt, desto mehr neigt er dazu, diese über Gewalt und Aggressionen zum Ausdruck zu bringen“, so die Initiatoren. Zudem fördere es die Selbstreflexion und das Durchhaltevermögen, wenn ein Instrument erlernt wird.

Daniel W. übt aktuell die Griffe für Country Roads von der Hermes House Band. Bezüglich der Musikrichtung ist er für alles offen – Rock, Pop, Rockabilly Musik. Besonders hat es ihm die Gipsy-Musik angetan, die traditionelle Musik der Sinti und Roma. Von Familienangehörigen erhält er regelmäßig Notenblätter. Sie freuen sich bereits auf gemeinsame Bühnenauftritte, wenn Daniel W. wieder in Freiheit ist.

Bildquelle: JVA Uelzen

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