Gerhard Seyfried (* 15. März 1948 in München)[1] ist ein deutscher Comiczeichner, Karikaturist und Schriftsteller. Seyfried machte sich international einen Namen als grafischer Chronist der links-alternativen Szene,[2] die er auf humorvolle, liebenswürdige Weise und mit viel Wortwitz karikierte. Besonders beliebt wurden seine großformatigen Wimmelbilder als Plakate.[3] Seit den 2000er Jahren veröffentlicht er akribisch recherchierte[4] historische Romane, die meist in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg spielen. (Wikipedia)
Heute präsentierte er seinen neuen „Zwille“-Comic in Berlin-Charlottenburg.
Inhalt: „Zwille, als Comicfigur schon lange arbeitslos, wohnt mit Freund McÖko im letzten besetzten Haus im fast total gentrifizierten Berlin-Kreuzberg. Als das von der Polizei geräumt wird, sind sie auch noch obdachlos. Seyfretti, der in Italien den letzen freien Comic-Verlag Fumetti Seyfretti führt, möchte Zwille als Hauptfigur für seinen neuen Comic casten. Doch die GNA, die Graphic Novel Authority, die 99% des Comicmarktes beherrscht, will das verhindern. Sie unterstützt Senator Schmarotzke, der im Wahlkampf die Gentrifizierung als Wohltat für ganz Berlin verkaufen will. Ein spannendes Abenteuer beginnt, in dem Gerhard Seyfried mit seinem bissigen Humor das aktuelle Berlin aufs Korn nimmt.“
Christa Reinhard-Juch, 1. Vorsitzende der „KiezKulturWerkstadt“ e. V., moderierte den Abend mit Seyfried, der trotz des großen Besucherandrangs im Charlottenburger „Langen Wirt“ dort in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre stattfand. Mangels gelieferter Bücher zur Buchpräsentation projizierte Seyfried seine Comics dann von einem Laptop auf eine Leinwand.
Der Verlag stellte uns zwar ein pdf des Buches zur Verfügung, aus dem wir aus urheberrechtlichen Gründen jedoch nur vereinzelt zitieren können.
„Zwille“, ein dem sozialökonomischen Strukturwandel zum Opfer gefallener Latzhosenträger mit angesteckten „Obrigkeitszeichen“, ist nicht auf den Kopf gefallen, wenn es darum geht, trotz der voranschreitenden Gentrifizierung seines Kiezes (s)einen letzten Rest autonomer Eigenständigkeit zu bewahren.
Schwarzfahren? Für „Zwille“ kein Problem: „Wo ein ‚Zwille‘ ist, ist auch ein Weg“. Stütze vom Sozialamt gibt’s ja nicht mehr („weil Comicfiguren nicht altern! Da haben sie Schiss, dass wir dem Sozialstaat Hunderte von Jahren auf der Tasche liegen!“).
Und ab geht’s ohne Fahrschein mit der S-Bahn nach Wannsee.
Seyfried ist mit „Zwille“ ein Zerrbild gelungen, das den Kontrast zwischen altem Kiez mit besetzten Häusern und alternativen Cafés und den nunmehr zu erwartenden zubetonierten und verglasten Stadtvierteln auf humoristische Art und Weise karikiert. Die Sympathie bei Seyfried liegt hier eindeutig auf Seiten „Zwilles“ als auf dem lobbyhörigen „PDF“-Senator Schmarotzke, der die Gentrifizierung weiter zielstrebig vorantreibt.
Fotoquelle und Collage: TP Presseagentur Berlin