Gerhart Baum verstorben – Stimmen zum Tod des FDP-Politikers.

Bundespräsident Steinmeier kondoliert zum Tod von Gerhart Baum.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Ehefrau des ehemaligen Bundesinnenministers Gerhart Baum, Renate Liesmann-Baum, kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

„Zum Tod Ihres Mannes spreche ich Ihnen und allen Angehörigen mein tief empfundenes Beileid aus. Gerne denke ich an unsere letzte Begegnung in Schloss Bellevue zurück, als ich Ihren Mann 2023 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern ehren durfte.

‚Alles muss auf die Freiheit bezogen werden‘, das war das Credo Ihres Mannes. Er hat dieses Credo in allen Politikfeldern und auch in allen Lebensbereichen gelebt, als Jurist, als Politiker, als Publizist und als Kulturliebhaber. Denn Freiheit kann man nur verteidigen, wenn man sie lebt – diese Einstellung hat Ihr Mann in vielen Ämtern, in vielen Äußerungen und in seiner ganzen Lebenshaltung bis ins hohe Alter verkörpert.

Gerhart Baum stand wie wenige andere politische Persönlichkeiten der Bundesrepublik für die Stärke und Selbstbehauptung des demokratischen Rechtsstaates. Für ihn durfte es keinen Gegensatz geben zwischen den Anforderungen der Inneren Sicherheit in Zeiten des Terrorismus einerseits und den Freiheitschancen des Einzelnen. Angesichts der Herausforderung durch den Terrorismus der RAF war es Gerhart Baums tiefe Überzeugung, dass eine demokratische Gesellschaft mit Bedrohungen umgehen kann und muss, ohne dabei in Unfreiheit zu verfallen.

Zuletzt hat Gerhart Baum tatkräftig mitgeholfen, dass wir fünfzig Jahre nach dem grausamen Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München der Opfer gedenken konnten. Er hat entscheidend zu einer Einigung mit den Angehörigen beigetragen und eine Entschädigung für die Opferfamilien ermöglicht. Dafür bin ich ihm persönlich von Herzen dankbar.

Mit Gerhart Baum verlieren wir einen Menschen, der über lange Jahre den Diskurs in unserem Land geprägt hat. Einen Menschen, der aus eigener Lebenserfahrung die Schrecken von Diktatur und Krieg kannte und der daraus seine schier nie nachlassende Kraft schöpfte, für Demokratie, Freiheit, Bürger- und Menschenrechte zu kämpfen – in Deutschland und weltweit. Gerhart Baum wurde nicht müde, unser Land vor Populismus und Rechtsextremismus zu warnen. Erst im vergangenen Jahr hielt er eine bemerkenswerte Rede anlässlich des 75. Jahrestages der Konstituierung des Ersten Deutschen Bundestages und warnte vor den Gefahren der Gegenwart.

‚Das Böse ist durch das Gute überwindbar‘, davon war Gerhart Baum bis zuletzt überzeugt. Und dafür arbeitete er, dafür lebte er. Gerhart Baum hat sich um unser Land, um unsere Demokratie in herausragender Weise verdient gemacht. Wir werden seine Debattenbeiträge, seinen immer klaren Kompass, seine Haltung vermissen. Und wir werden ihn niemals vergessen.“

Bundestagspräsidentin Bas würdigt den verstorbenen Bundesinnenminister a. D. Baum

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat den verstorbenen Bundesinnenminister a. D. Gerhart Baum gewürdigt. In ihrer Kondolenz schreibt sie:

„Gerhart Baum war ein engagierter und unermüdlicher Verteidiger des Grundgesetzes und unserer freiheitlichen Ordnung. Als erfahrener und leidenschaftlicher Parlamentarier sowie als Bundesinnenminister stand er stets für liberale Werte und Prinzipien ein. Er stritt in verschiedenen Funktionen für den Schutz der Menschenrechte und die Achtung der Menschenwürde.

Bei seiner Rede anlässlich der Feier zu 75 Jahren Deutscher Bundestag mahnte er eindrücklich, das Vertrauen in die repräsentative Demokratie, in ihre Institutionen und ihre Lösungsfähigkeit zu stärken und den Parlamentarismus zu bewahren. Er appellierte: “Wir können streiten über den besseren Weg. Aber es gibt eine Grundlage, die wir gemeinsam verteidigen müssen.„

Nach seiner Zeit im Deutschen Bundestag blieb er eine kritische Stimme im gesellschaftlichen Diskurs – und fand damit über Parteigrenzen hinweg Anerkennung. Er erkannte, dass unsere freiheitliche Ordnung nicht nur durch erstarkende autoritäre Regime, sondern auch durch innere Gefährdungen herausgefordert wird. Bis zu seinem Tode wurde er nicht müde zu mahnen, dass auch die Freiheit stets aufs Neue verteidigt werden muss. 

Seine Stimme wird Deutschland fehlen.“

Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Tod von Gerhart Baum

Zum Tod von Gerhart Baumerklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth:

„Mit Gerhart Baum verlieren wir einen großen Demokraten, einen Kämpfer für Bürgerrechte, gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus. Er war bis ganz zum Schluss eine laute und kritische Stimme im Dienste unserer liberalen Demokratie. Ich bin ihm darüber hinaus unglaublich dankbar für seinen großen Einsatz für die Rolle von Kunst und Kultur in diesem Land. Er wird Deutschland fehlen. Ich bin in Gedanken bei seiner Familie und seinen Angehörigen.“

Ministerpräsident Hendrik Wüst zum Tod von Gerhart Baum

Der ehemalige Bundesminister des Innern, Gerhart Rudolf Baum, ist im Alter von 92 Jahren verstorben.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Gerhart Baum war Zeit seines Lebens ein wacher Geist, ein scharfer Analytiker und ein umtriebiger Anwalt der Menschenrechte und des Liberalismus. Geboren in Dresden und aufgewachsen am Tegernsee, lebte Gerhart Baum die meiste Zeit seines Lebens in Köln und war unserem Land immer eng verbunden. Wir haben einen großen Nordrhein-Westfalen verloren. Sein Vermächtnis von Liberalität und Weltoffenheit wird bleiben.“

Geboren wurde Gerhart Rudolf Baum in den letzten Monaten der Weimarer Republik, am 28. Oktober 1932 in Dresden. Im Alter von zwölf Jahren erlebte er am 13. Februar 1945 die dortige Bombennacht, ehe seine Familie an den Tegernsee flüchtete. Von dort zogen sie 1950 nach Köln.

Ministerpräsident Wüst weiter: „Als Kind hat Gerhart Baum Krieg, Zerstörung, Hunger und Tod miterleben müssen. Diese persönlichen Erfahrungen haben ihn geprägt und zu einem politischen Menschen werden lassen.

Ob als Anwalt, als Mitglied des Rates der Stadt Köln oder des Deutschen Bundestages, ob als Parlamentarischer Staatssekretär oder als Bundesminister des Innern: Gerhart Baum hat sich ununterbrochen für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt. Er wollte das Grundgesetz mit Leben füllen und richtete sein ganzes Handeln am Prinzip der Menschenwürde und der Freiheit aus. Dabei hat er immer optimistisch argumentiert, mit Ideen und Visionen für eine bessere Welt. Sein Handeln erschloss aber auch mehr als das Politische: Er förderte Kunst und Musik und setzte damit wichtige Impulse, von denen die Kulturschaffenden noch heute profitieren. Zudem engagierte er sich als Anwalt für seine Mitmenschen, so etwa für die Opfer des Ramstein-Unglücks und die Betroffenen der Loveparade-Katastrophe.“

Für seine Verdienste wurde Gerhart Rudolf Baum unter anderem 1980 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 2017 durch den damaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Von 2015 bis 2023 war er Vorsitzender des Kulturrats Nordrhein-Westfalen.

„Für sein vielfältiges Wirken und seinen unermüdlichen Einsatz ist Nordrhein-Westfalen Gerhart Baum zu tiefem Dank verpflichtet. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. In Gedanken sind wir bei seiner Familie“, so Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärt zum Tod des früheren Bundesinnenministers Gerhart Baum:

„Mit Gerhart Baum verliert unser Land eine große politische Persönlichkeit und eine starke Stimme für Demokratie, Bürgerrechte und Rechtsstaatlichkeit. Er wird als leidenschaftlicher Verteidiger unserer Demokratie in Erinnerung bleiben.

Wir trauern mit seiner Familie, seinen Freunden und Weggefährten. Ihnen gilt in dieser Stunde der Trauer mein tief empfundenes Mitgefühl.

Gerhart Baum war von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister, in der Zeit des Terrors der RAF. Er war bis ins hohe Alter Rechtsanwalt und hat viele bedeutende Verfahren geführt. Für viele Juristinnen und Juristen in unserem Land wird er ein Vorbild bleiben. Und vor allem hat er sich um unser Land verdient gemacht, weil er für unsere Demokratie gestritten und gekämpft hat. Er wusste immer, dass wir unsere Demokratie aktiv gegen ihre Feinde verteidigen müssen. Auch deshalb hatte sein Wort immer Gewicht.“

Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin

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