Honorarprofessorin der Humboldt-Universität erhält Chemie-Nobelpreis 2020.

Emmanuelle Charpentier erhält Ehrung für revolutionäre Arbeit an Gentechnikwerkzeug CRISPR-Cas9.


Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften zeichnet Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier mit dem diesjährigen Nobelpreis für Chemie aus. Sie ist Honorarprofessorin am Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und Direktorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene. Den Preis teilt sie sich mit der Molekularbiologin Jennifer Doudna von der University of California, Berkeley. Geehrt werden die Forschungsarbeiten zur CRISPR-Cas9. Mit diesem Werkzeug, der sogenannten „Gen-Schere“, lassen sich Gensequenzen in beliebigen Zellen lebender Organismen verändern.

„Was für ein toller Erfolg und wichtiger Tag für Wissenschaftlerinnen weltweit“, sagt HU-Präsidentin Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst. „Ich freue mich außerordentlich, dass Frau Charpentier diesen Preis bekommt. Endlich wieder einmal wird eine Kollegin diese wichtige Ehrung erhalten und dazu noch eine herausragende Wissenschaftlerin, die als Honorarprofessorin in Forschung und Lehre mit der Humboldt-Universität verbunden ist.“

Seit 2016 ist Prof. Emmanuelle Charpentier Honorarprofessorin am Institut für Biologie der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der HU. Sie ist Trägerin mehrerer Ehrendoktorwürden, erhielt zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen und ist Mitglied internationaler Wissenschaftsakademien.

Emmanuelle Charpentier ist eine der Erfinderinnen der Gen-Schere CRISPR-Cas9 (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats), einer der bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckungen der jüngeren Vergangenheit. In Wien kam Emmanuelle Charpentier erstmals mit dem Thema CRISPR in Kontakt. Sie machte es zu ihrem großen Forschungsthema. 2011 hat ihre Arbeitsgruppe die grundlegenden Mechanismen von CRISPR-Cas9 verstanden und im Fachmagazin „Nature“ publiziert. Zusammen mit der Arbeitsgruppe von Jennifer Doudna an der University of California, Berkeley, konnte sie den Mechanismus nur ein Jahr später in eine leistungsstarke Technologie weiterentwickeln, die sich in allen lebenden Zellen – von Bakterien über Pflanzen, Tiere bis hin zum Menschen – anwenden lässt. Die Studie erschien 2012 in „Science“.

Mit ihrer Forschung konzentriert sie sich auf grundlegende Regulationsmechanismen in Infektions- und Immunitätsprozessen mit Fokus auf Gram-positiven Bakterien, insbesondere beschäftigt sie sich mit der Frage wie RNAs und Proteine zelluläre Prozesse steuern.

„Wir freuen uns riesig, dass diese molekulargenetische Methode so rasch eine solche Anerkennung erfährt“, sagt der Dekan der Lebenswissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Bernhard Grimm. „Es hat sich gezeigt, dass diese Methode zum Standard in der Molekularbiologie geworden ist und zu einer wertvollen Methode in der modernen Pflanzenzüchtung werden wird. Die Studierenden werden natürlich bereits in dieser Methode an unserem Institut für Biologie ausgebildet.“

Weitere Informationen

Institut für Biologie der HU

Pressemitteilung der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften

Müller gratuliert Berliner Nobel-Preisträgerin für Chemie
Prof. Emmanuelle Charpentier.

Die Genforscherinnen Prof. Emmanuelle Charpentier und Prof. Jennifer A. Doudna erhalten für die Entwicklung der Genschere Crispr den Nobelpreis für Chemie. Das hat die Schwedische Akademie der Wissenschaften am heutigen Mittwoch, 7. Oktober, in Stockholm bekannt gegeben. Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier ist seit 2015 Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und Honorarprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die höchste Auszeichnung für Chemie ist in diesem Jahr mit insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung, Michael Müller, gratuliert anlässlich der Bekanntgabe: „Ich gratuliere Prof. Charpentier ganz herzlich zur höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung in der Chemie. Der Nobelpreis bestätigt die weltweite Anerkennung, die ihrer Pionierleistung in der Entwicklung der Gen-Schere gebührt. Wir sind sehr stolz darauf, eine so herausragende Forscherin in Berlin zu haben, unser ganzer Wissenschaftsstandort freut sich mit und für Prof. Charpentier. Sie hat ein neues Kapitel in der Medizinforschung aufgeschlagen und ihre Arbeit ist die Grundlage für zahlreiche weitere Innovationen. Damit leistet sie auch einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung und Strahlkraft Berlins als international führender Standort für Spitzenforschung, dafür wurde sie vor zwei Jahren auch mit unserem Berliner Wissenschaftspreis geehrt. Ich freue mich insbesondere, dass wir ihr und ihrem Team im Herzen Berlins die auf ihre Ideen und ihre Forschung zugeschnittenen Gebäude bereitstellen können. Seinen für die Baumaßnahmen erforderlichen Finanzierungsanteil hat das Land bereits jetzt fest eingeplant.“

Prof. Charpentier wirkt auch im 2018 bewilligten Exzellenz-Cluster „NeuroCure – Neue Wege in der Erforschung und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems“ der Charité Universitätsmedizin, der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin als Projektleiterin mit. Prof. Charpentier ist Trägerin mehrerer Ehrendoktorwürden und erhielt zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen. Sie ist u.a. Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wurde 2015 mit dem „spanischen Nobelpreis“, dem Prinzessin-von-Asturien-Preis, geehrt, den ihr König Felipe übergab, und ist Trägerin des Berliner Wissenschaftspreises des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, den ihr Michael Müller am 7. November 2018 im Festsaal des Roten Rathauses überreichte.

Berliner Wissenschaftspreis des Regierenden Bürgermeisters an Emmanuelle Charpentier 2018. Fotoquelle: Senat Berlin

Karliczek gratuliert Charpentier.

Die Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier, Leiterin der „Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene“ in Berlin wird in diesem Jahr zusammen mit Jennifer A. Doudna mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:

„Ich gratuliere Frau Professorin Emmanuelle Charpentier zum Nobelpreis für Chemie. Die gebürtige Französin ist bereits mehrere Jahre in Deutschland als Wissenschaftlerin tätig. Frau Professorin Charpentier ist Direktorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene in Berlin. Beide Entscheidungen des Stockholmer Preis-Komitees zeigen, dass der Wissenschaftsstandort Deutschland exzellent und wettbewerbsfähig ist.

Als Bundesforschungsministerin freue ich mich mit allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Land über diese Doppel-Ehrung für zwei Forschende, die in Deutschland tätig sind. Den Nobelpreis teilt sich Frau Professorin Charpentier mit der US-Amerikanerin Jennifer A. Doudna für die Entwicklung der Genschere CRISPR-Cas9. Hierbei handelt es sich um eine neue faszinierende Methode für die Genom-Editierung. Dadurch können ausgewählte Stellen im Genom sehr präzise und effizient ausgeschnitten und das Genom damit modifiziert werden. Hierdurch ergeben sich umfangreiche Anwendungsmöglichkeiten in vielen Bereichen der Molekulargenetik, zum Beispiel in der Pflanzenzüchtung oder auch in der Medizin. Mit dieser neuen Methode stehen in beiden Disziplinen völlig neue Wege offen. Nutzen und Risiken müssen mit und in der Gesellschaft sorgfältig diskutiert werden.

Frau Charpentier leitet seit 2018 die „Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene“ in Berlin, nachdem sie 2015 den Ruf zur Direktorin der Abteilung „Regulation in der Infektionsbiologie“ am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin angenommen hatte. Frau Professorin Charpentier steht ähnlich wie Herr Professor Genzel stellvertretend für die Internationalität der heutigen Wissenschaft.

Sie hat Biochemie und Mikrobiologie an der Universität Pierre und Marie Curie in Paris studiert und auch promoviert. Nach Forschungsaufenthalten in den USA habilitierte sie sich an der Universität Wien und ging danach nach Schweden. Dann kam sie nach Deutschland. Von 2013 bis 2015 war sie Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover und leitete die Abteilung Regulation in der Infektionsbiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Im Jahr 2014 erhielt sie eine Alexander von Humboldt-Professur, über die ausländische Spitzenwissenschaftler für eine Forschungstätigkeit in Deutschland gewonnen werden. Von 2015 bis 2018 war sie Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Im Jahr 2016 erhielt sie den Leibniz-Preis – eine der renommiertesten Auszeichnungen, die die deutsche Wissenschaft zu bieten hat. Seit 2018 ist Frau Charpentier Gründungs- und kommissarische Direktorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene in Berlin.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass die Bedingungen, die Bund und Länder der deutschen Wissenschaft mit dem Pakt für Forschung und Innovation garantieren, international einzigartig sind. Das zieht – wie man sieht – mittlerweile viele internationale Spitzenwissenschaftler an. Deutschland ist hoch attraktiv. Dies kommt uns allen zugute, denn Spitzenforschung kommt am Ende auch den Menschen in unserem Land zugute.

Damit bleiben wir Innovationsland und legen damit die Grundlage für Wohlstand künftiger Generationen.“

Fotoquelle (oben): By Bianca Fioretti, Hallbauer & Fioretti – Bianca Fioretti, Hallbauer & Fioretti, copyright owned by Emmanuelle Charpentier who made it a Creative commons picture, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44041020

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