Wie der Leiter des Büros des Bundespräsidenten a.D. Horst Köhler, Sven Behnke, im Auftrag der Familie Köhler heute „in tiefer Trauer“ bekanntgab, ist „Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Horst Köhler am frühen Morgen des heutigen Tages im Alter von 81 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Berlin verstorben“.
Behnke schreibt:
Von Juli 2004 bis Mai 2010 war Horst Köhler der neunte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. In seiner Antrittsrede warb er für ein Verständnis von Deutschland als „Land der Ideen“, das einig und selbstbewusst die eigene Zukunft gestalten und in der Welt als Kraft zum Guten wirken möge. Zu seinen zentralen innenpolitischen Themen gehörte die Beschäftigung mit der Frage, wie zukunftsfähige Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen und gesichert werden können.
Außenpolitisch setzte sich Horst Köhler für eine faire, das Wohle aller Menschen im Blick habende, Globalisierung ein und warnte vor einem Finanzkapitalismus, der sich an keine Regeln gebunden weiß. Nicht müde wurde er, auf die Bedeutung und Potenziale des afrikanischen Kontinents für die globale Entwicklung hinzuweisen. Die Beschäftigung mit Afrika schien ihm nicht nur klug und vorausschauend, sondern auch ethisch geboten: „Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas“, sagte Horst Köhler zu seinem Amtsantritt.
Afrika blieb ihm auch in den Jahren nach seinem Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten im Mai 2010 ein wesentliches Thema. Dabei hatte Horst Köhler besonders die Perspektiven und Chancen der jungen Generation unseres Nachbarkontinents im Blick.
Außerdem warb Horst Köhler als Bundespräsident a.D. für eine „globale Partnerschaft“ als Leitmotiv nationaler und internationaler Politik in einer interdependenten Welt sowie die Stärkung des Multilateralismus und eine konsequente Verfolgung der Entwicklungsziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Wirtschaftliche Krisen und Herausforderungen der vergangenen Jahre betrachtete Horst Köhler als Anlass, um international über Wachstum und Wohlstand neu nachzudenken und zu einem Lebensstil zu finden, der die verfügbaren Ressourcen unseres Planeten schont.
Zu den vielfältigen ehrenamtlichen Aufgaben, die Horst Köhler als ehemaliger Bundespräsident wahrnahm, gehörten u.a. seine Tätigkeit als Mitglied des hochrangigen Ausschusses des UN-Generalsekretärs für die Post-2015-Agenda (2012/2013), sein Engagement als persönlicher Gesandter des UN-Generalsekretärs für die Westsahara (2017-2019) oder sein Einsatz als Schirmherr für den Bürgerrat Klima (2021).
Ein Herzensanliegen war Horst Köhler die Unterstützung der Eva Luise und Horst Köhler Stiftung für Menschen mit Seltenen Erkrankungen, die er gemeinsam mit seiner Frau Eva Luise Köhler 2006 ins Leben gerufen hatte.
Dem Karl Popper zugeschriebenen Diktum „Optimismus ist Pflicht“ folgte Horst Köhler bis zuletzt. Mit überlegter Zuversicht stritt er für eine bessere Zukunft für alle Menschen. Bis in die jüngste Vergangenheit nahm Horst Köhler noch öffentliche Termine wahr und blieb eine, von vielen hochgeschätzte, beratende Stimme im politischen Berlin.
In seinem hingebungsvollen und disziplinierten Dienst für unser Land und seinem unermüdlichen Streben nach Wahrhaftigkeit bleibt Horst Köhler allen, die an seiner Seite arbeiten und von ihm lernen durften, ein großes Vorbild.
Unser aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie und allen Angehörigen.
In dieser schweren Zeit bitten wir um Rücksichtnahme und respektvolle Wahrung der Privatsphäre der Familie des Verstorbenen. Informationen zur Trauerfeier werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Im Namen der Trauerfamilie darf ich Ihnen für Ihr Mitgefühl und Ihre Unterstützung danken.
Bundespräsident Steinmeier kondoliert Eva Luise Köhler.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat heute Eva Luise Köhler zum Tod ihres Mannes, des neunten Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:
„Die Nachricht vom Tode Ihres Mannes hat mich sehr traurig gemacht. Ich spreche Ihnen und allen Angehörigen mein tief empfundenes Beileid aus.
Viele Menschen in unserem Land werden mit Ihnen trauern. Denn mit Horst Köhler verlieren wir einen sehr geschätzten und überaus beliebten Menschen, der Großes geleistet hat – für unser Land und in der Welt. Als Horst Köhler 2004 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war er einer größeren Öffentlichkeit nahezu unbekannt – und wie schnell hat er dann so viel Anerkennung und Sympathie erworben!
Es waren vor allem seine Zugewandtheit, sein ansteckendes Lachen und sein Optimismus, es waren sein Glaube an die Stärke unseres Landes und an die Energie und die Kreativität seiner Menschen, die ihn so viele Herzen gewinnen ließen. Es waren aber auch seine oft klaren und längst nicht immer bequemen Mahnungen und Ansprachen, die ihm Anerkennung brachten.
Sein von Anfang an unermüdliches, ja leidenschaftliches Eintreten für Afrika gehörte ebenso untrennbar zu ihm wie seine Solidarität mit den Schwächsten. Eine Kraftquelle war für Horst Köhler sein tiefer christlicher Glaube – den er nicht besonders betonen musste, weil er ihm selbstverständlich war.
Schon vor seinem Amt als Bundespräsident hatte sich Horst Köhler vielfach um unser Land verdient gemacht. Als Staatssekretär leitete er die Verhandlungen über die deutsch-deutsche Währungsunion. In Moskau handelte er das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus. Beim Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion war er Chefunterhändler. Horst Köhler war der erste Bundespräsident, der reichhaltige internationale Erfahrung mitbrachte und dafür weltweit geschätzt und geachtet wurde – als Leiter der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London, als Direktor des Internationalen Währungsfonds in Washington.
Horst Köhler war überzeugt, dass ethische Maximen und praktische Politik zusammengehören und auch zusammenpassen. Wenn er sagte, ‚ich liebe unser Land‘, dann war das sein Bekenntnis zu einem ebenso leidenschaftlichen wie aufgeklärten Patriotismus. Er prägte ein frisches Bild Deutschlands als ‚Land der Ideen‘, bis heute unvergessen.
Horst Köhler trat vehement für eine kinder- und familienfreundlichere Gesellschaft ein. In der Außenpolitik setzte sich Horst Köhler für internationale Zusammenarbeit, freien Welthandel und einen fairen Umgang mit Afrika ein, dem Kontinent, dem sein Herz gehörte und den er so gut kannte. Er war zutiefst überzeugt, dass Europa seine kolonialen Denkmuster ablegen und die afrikanischen Länder als gleichberechtigte Partner behandeln müsse, um gemeinsam mit ihnen globale Herausforderungen anzupacken. Damit war er der Zeit weit voraus.
Mit der Eva Luise und Horst Köhler Stiftung engagierte er sich seit 2006 für eine bessere medizinische Versorgung von Menschen, die an seltenen Erkrankungen leiden.
So sehr er viele Menschen mit seiner manchmal unkonventionellen und lockeren, ansprechenden Art begeistern konnte, so wenig machte er es sich selber leicht. Er war ein sehr gewissenhafter Mensch, und dem, was er sagte und tat, waren meist lange und tiefe Reflexionen und Gespräche vorausgegangen.
So war es ihm auch ganz ernst, wenn er immer wieder mahnte, nicht die zu vergessen, die Hilfe und Solidarität, ja echte Zuwendung am meisten nötig haben, ob in der Welt oder in unserem eigenen Land.
Wir können nur zutiefst dankbar sein, dass wir Horst Köhler als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland erleben durften. Er hat diesem Land viel gegeben. Wir werden ihn als einen Glücksfall für unser Land in Erinnerung behalten.
In dieser schweren Zeit wünsche ich Ihnen Kraft und die Gemeinschaft mit Menschen, die Ihnen mit Trost und Hilfe zur Seite stehen.“
„Ein hochgeschätzter Staatsmann mit klarem Kompass“.
Ministerpräsident Rhein zum Tod des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler.
Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hat mit großer Betroffenheit auf den Tod des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler reagiert und seine Verdienste um Deutschland, Europa und die internationale Gemeinschaft gewürdigt. „Horst Köhler war ein hochgeschätzter Staatsmann, der unser Land mit klarem Kompass und einem tiefen Sinn für Gerechtigkeit geführt hat. Er hat sich mit unermüdlichem Engagement für soziale Gerechtigkeit, eine starke Demokratie und eine verantwortungsvolle Globalisierung eingesetzt. Sein Wirken als Bundespräsident, als Leiter des Internationalen Währungsfonds und als Vordenker in wirtschafts- und entwicklungspolitischen Fragen haben unser Land und die internationale Zusammenarbeit nachhaltig geprägt. Mein Beileid gilt seiner Familie und seinen Angehörigen in diesen schweren Stunden“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Samstag in Wiesbaden.
Der Regierungschef verwies auf Köhlers beispielhaftes Wirken für die internationale Gemeinschaft und insbesondere den Kontinent Afrika. „Als geschätzter Diplomat und Brückenbauer trug er dazu bei, globale Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und die Rolle Deutschlands in der Welt verantwortungsvoll zu gestalten. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt setzte er sich mit Nachdruck für Frieden, Entwicklung und Bildung ein. Horst Köhler hat dabei stets eine klare Vision von einer gerechteren Welt vertreten und sich unermüdlich für nachhaltige Entwicklung und eine verstärkte Partnerschaft mit Afrika eingesetzt. Sein Engagement für den Kontinent war nicht nur visionär, sondern zutiefst menschlich“, sagte Rhein und fügte hinzu: „Mit seinem tiefen wirtschaftlichen Sachverstand, seiner Menschlichkeit und seiner Integrität hat Horst Köhler Vertrauen geschaffen und viele Menschen inspiriert.“
Ministerpräsident Hendrik Wüst zum Tod von Bundespräsident a.D. Horst Köhler.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: „In großer Trauer gedenkt das Land Nordrhein-Westfalen dem früheren Bundespräsidenten Horst Köhler. In diesen Stunden sind unsere Gedanken bei seiner Familie und seinen Angehörigen. Horst Köhler war ein großer Staatsdiener, der durch sein prägendes Wirken das Amt des Bundespräsidenten ausfüllte. Zeit seines Lebens war es seine innerliche Haltung, vor allem aber seine Welt- und Weitsicht, die seine Arbeit bestimmten.
Horst Köhler wollte kein bequemer Bundespräsident sein, mit einem kritischen Blick auf politische Entscheidungen der Politik in Deutschland und Europa. Er hatte klare Ideale und Standpunkte, die er nicht hinter dem Amt des Bundespräsidenten versteckte. Für ihn standen fiskalische und politische Fragestellungen stets auf demselben Blatt. Die Währungsunion und der Vertrag von Maastricht bleiben auf ewig mit ihm und seiner Arbeit als Staatssekretär verbunden. Auf allen Stationen auf seinem vielseitigen Lebensweg war es dabei immer wieder das Thema der Gerechtigkeit, das ihn antrieb. Sei es im Dialog mit Entwicklungsländern oder in seinem Verständnis der Globalisierung.
Als Bundespräsident setzte er auch international bleibende Akzente. Als zweiter Bundespräsident sprach er vor der Knesset in Israel und betonte den Schutz jüdischen Lebens überall auf der Welt sowie die Verantwortung Deutschlands dafür. Auch nach seinem Rücktritt blieb der afrikanische Kontinent für ihn eine Herzensangelegenheit. Bis zuletzt setzte er sich dafür ein, für eine gesunde Transformation, für eine nachhaltige Welt und für die globale Zusammenarbeit der Nationen. Er wird als unbequemer Bundespräsident in Erinnerung bleiben, vor allem aber als Vermittler der unterschiedlichen gesellschaftlichen Stimmungen.“
Horst Köhler wurde am 22. Februar 1943 in Skierbieszów (Polen) geboren. Vertreibung und Flucht führten seine Familie nach Baden-Württemberg. Nach seinem Wehrdienst und einer Tätigkeit als Zeitsoldat studierte Köhler von 1965 bis 1969 in Tübingen Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. 1969 schloss er das Studium als Diplom-Volkswirt ab. 1977 wurde er promoviert. 2003 wurde Köhler als Honorarprofessor an der Universität Tübingen ernannt. Nach verschiedenen beruflichen Stationen in Bundesministerien wurde er 1990 als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium ernannt. 1993 bis 1998 war Horst Köhler als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, anschließend zwei Jahre bis 2000 Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Im Jahr 2000 wurde Köhler als Geschäftsführender Direkter des Internationalen Währungsfonds IWF vorgeschlagen und übernahm die Aufgabe bis zum Jahr 2004. Am 23. Mai 2004 wurde Horst Köhler zum 9. Bundespräsidenten gewählt, fünf Jahre später wiedergewählt. 2010 erklärte er seinen Rücktritt. Es folgten Tätigkeiten als Berater, so beispielweise für die Vereinten Nationen und die Wahrnehmung von Reisen und Terminen als Altbundespräsident.
Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger zum Tod von Horst Köhler.
In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Horst Köhler, der sich große Verdienste erworben und unserem Land treu gedient hat. Horst Köhler war ein überzeugter Europäer und hat unser Land mitgeprägt. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie.
Horst Köhler brachte seine Erfahrung als Ökonom, aus jahrelanger Verantwortung etwa im Bundesfinanzministerium und als langjähriger Leiter des Internationalen Währungsfonds in sein späteres politisches Wirken ein. Mit seiner herausragenden wirtschaftlichen und finanzpolitischen Expertise hatte er sich schon vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten international höchste Anerkennung erworben.
Horst Köhler war von 2004 bis 2010 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. In seiner Amtszeit setzte er sich leidenschaftlich für wirtschaftliche Stabilität und eine verantwortungsbewusste Globalisierung ein. Sein besonderes Engagement galt Afrika, das er als einen Schlüsselkontinent betrachtete und für eine enge Partnerschaft warb. Mit seinem Engagement rief er dazu auf, den Blick über den europäischen Horizont hinaus zu weiten und globale Verantwortung zu übernehmen. Seine politischen Interventionen waren stets überlegt, niemals impulsiv und nicht selten quer zu eingefahrenen politischen Linien von Regierung oder Opposition. So hat er Debatten ausgelöst, die den politischen Betrieb zum Nachdenken brachten, ohne zu spalten.
Auch nach seinem Rücktritt aus dem höchsten Staatsamt blieb Horst Köhler eine Stimme der Vernunft und der Menschlichkeit, wenn er sich auch nur noch selten zu politischen Themen äußerte. Vor allem sein Afrika-Engagement verfolgte er unermüdlich weiter.
Deutschland verliert mit Horst Köhler einen vorbildlichen Staatsmann, einen klugen Denker und einen warmherzigen Menschen.
Bundestagspräsidentin Bas würdigt den verstorbenen Bundespräsidenten a. D. Köhler.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat den verstorbenen Bundespräsidenten a. D. Horst Köhler gewürdigt. In ihrem Kondolenzschreiben an die Witwe Eva Luise Köhler betont sie:
„Von 2004 bis 2010 hat Horst Köhler das höchste Amt unseres Staates ausgeübt. In seine Amtsführung flossen seine Lebenserfahrung, sein großer ökonomischer Sachverstand und seine aufrichtige Mitmenschlichkeit ein.
Von Anfang an verstand Horst Köhler sein Amt als Auftrag, ein Bundespräsident aller Deutschen zu sein und zugleich ein Präsident für alle Menschen, die hier leben. Nahbarkeit und Dialog waren ihm zentrale Anliegen. Wer mit ihm sprach, spürte, dass er es ernst damit meinte. Die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes dankten es ihm mit großer Zuneigung.
Das Amt des Bundespräsidenten verstand Horst Köhler auch als Chance, Ideen für Deutschlands Zukunft im 21. Jahrhundert zu entwickeln. Immer wieder setzte er Impulse, um sich der Herausforderungen anzunehmen. Ihn bewegten insbesondere die vielfältigen Veränderungen in unserer Gesellschaft, der menschengemachte Klimawandel und seine Folgen sowie die vielen Gerechtigkeitsfragen in einer globalisierten Welt.
Eine positive Entwicklung der afrikanischen Länder lag ihm sehr am Herzen. Ein wichtiger Satz in seiner Antrittsrede lautete: “Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas„. Weit über seine Amtszeit als Bundespräsident hinaus hat er sich für die Zukunft dieses Kontinents unermüdlich und mit viel Leidenschaft eingesetzt. Und Horst Köhler hat immer wieder wichtige Debatten angestoßen – etwa durch seinen Einsatz für Nachhaltigkeit und die globale Zusammenarbeit.
Horst Köhler hat sich national und international auf vielfältige Weise um unser Land verdient gemacht. Der Deutsche Bundestag wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
Heute in den frühen Morgenstunden hat uns die traurige Nachricht erreicht: Horst Köhler, der neunte Bundespräsident unseres Landes, ist verstorben. Die Nachricht hat mich tief getroffen, und ich bin sicher: Viele Menschen in Deutschland trauern heute um ihren Bundespräsidenten. Unsere Gedanken sind heute bei seiner Frau und ihren Kindern, den Verwandten und den Freunden.
Mit Horst Köhler verlieren wir einen sehr geschätzten und überaus beliebten Menschen, der Großes geleistet hat – für unser Land und in der Welt. Nachdem er 2004 ins Amt des Bundespräsidenten gewählt wurde, hat er sich schnell große Anerkennung und viel Sympathie erworben.
Es waren vor allem seine Zugewandtheit, sein ansteckendes Lachen und sein Optimismus, es waren sein Glaube an die Stärke unseres Landes, an die Energie und die Kreativität seiner Menschen, die ihn so viele Herzen gewinnen ließen.
Es waren aber auch seine oft klaren und längst nicht immer bequemen Mahnungen und Ansprachen, die ihm Anerkennung brachten.
Horst Köhler brachte reichhaltige internationale Erfahrung mit in sein Amt und wurde dafür weltweit geschätzt und geachtet – als Leiter der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London etwa oder als Direktor des Internationalen Währungsfonds in Washington.
Horst Köhler war überzeugt, dass ethische Maximen und praktische Politik zusammengehören und auch zusammenpassen. Wenn er sagte: „Ich liebe unser Land“, dann war das sein Bekenntnis zu einem ebenso leidenschaftlichen wie aufgeklärten Patriotismus. Er prägte ein frisches Bild unseres Landes als einem „Land der Ideen“, bis heute unvergessen.
Horst Köhler trat vehement für eine kinder- und familienfreundlichere Gesellschaft ein. In der Außenpolitik setzte sich Horst Köhler für internationale Zusammenarbeit, freien Welthandel und einen fairen Umgang mit Afrika ein, dem Kontinent, dem sein Herz gehörte und den er so gut kannte. Er war zutiefst überzeugt, dass Europa seine kolonialen Denkmuster ablegen und die afrikanischen Länder als gleichberechtigte Partner behandeln müsse, um gemeinsam mit ihnen globale Herausforderungen anzupacken, Lösungen zu finden. Damit war er seiner Zeit weit voraus.
Mit der Eva Luise und Horst Köhler Stiftung engagierten er und seine Frau sich seit 2006 für eine bessere medizinische Versorgung von Menschen, die an seltenen Erkrankungen leiden.
So sehr er viele Menschen mit seiner lockeren, manchmal auch unkonventionellen Art für sich einnehmen konnte, so wenig machte er es sich selber leicht. Er war ein sehr gewissenhafter Mensch, und dem, was er sagte und tat, waren meist lange und tiefe Reflexionen und Gespräche vorausgegangen.
So war es ihm auch ganz ernst, wenn er immer wieder mahnte, nicht die zu vergessen, die Hilfe und Solidarität, ja echte Zuwendung am meisten nötig haben, ob in der Welt oder hier bei uns im eigenen Land.
Kraftquelle war für Horst Köhler sein tiefer christlicher Glaube – den er nicht besonders betonen musste, weil er ihm selbstverständlich war.
Wir können nur zutiefst dankbar sein, dass wir Horst Köhler als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland erleben durften. Er hat diesem Land viel gegeben. Wir werden ihn als einen Glücksfall für unser Land in Erinnerung behalten.
Vielen Dank!
„Meinungsstark und mit christlichem Kompass“.
Ministerpräsident Woidke trauert um den früheren Bundespräsidenten Horst Köhler.
Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke hat „mit großer Bestürzung“ auf den Tod des früheren Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler reagiert.
Woidke betont:
„Horst Köhler war kein Mann der lauten Töne, konnte aber im Interesse der Sache durchaus unbequem sein, galt als meinungsstark und direkt. Kompass und Triebkraft waren dabei auch seine christlichen Werte. Er war immer nah an den Menschen. Das war ihm wichtig. Unvergessen bleibt für mich auch sein Einsatz für die Kriegsgräberfürsorge und seine beeindruckende Rede dazu in der Brandenburger Landesvertretung im Jahr 2023.
In guter Erinnerung bleibt mir seine Liebe zu Afrika und sein großes Engagement für den Kontinent. Auch nach seinem Rücktritt setzte er sich bei zahlreichen Besuchen für eine bessere Zusammenarbeit mit dem Kontinent ein.“
2004 wurde Horst Köhler als Nachfolger von Johannes Rau neunter Bundespräsident. 2009 wählte ihn die Bundesversammlung erneut. Mit Horst Köhler übernahm erstmals kein Parteipolitiker das höchste Amt im Staat. Sein Rücktritt mit sofortiger Wirkung nur ein Jahr später war einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik.
Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin