Kim und Trump auf dem Gipfel.

Von Dr. Werner Pfennig, Historiker und Kulturwissenschaftler am Institut für Koreastudien an der FU Berlin, für TP Presseagentur Berlin.

Was die Symbolik anbelangt, war es ein sehr erfolgreiches Gipfeltreffen, das Kim Jong-un und Donald Trump am 12. Juni in Singapur zelebrierten. Inhaltlich fiel die gemeinsame Erklärung etwas mager aus. Entscheidend ist jedoch, dass das Treffen überhaupt stattfand und nun hoffentlich eine Atmosphäre herrscht, die ernsthafte Verhandlungen ermöglicht.

All das hätte bereits 1991 passieren können, als Kims Großvater die Beziehungen seines Landes mit den USA normalisieren wollte, aber der damalige Präsident George H. W. Bush nicht darauf einging. Nordkorea musste erst zu einer Atommacht werden, um ernst genommen zu werden. Durch Verschärfung zur Entspannung.

Zielsetzung

Die Ziele sind klar: Entnuklearisierung auf der Halbinsel, Sicherheitsgarantien für den Norden durch die USA, Abbau der Sanktionen und Normalisierung zwischen Nord und Süd. Welche Wege zum Ziel führen werden und wie lang die Wegstrecken sein werden, das ist nicht klar. Trump wurde in seiner Pressekonferenz zwar deutlicher, aber es ist noch immer ungeklärt, was jeweils unter „Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel“ verstanden wird. Klar ist immerhin, dass es ein langer Weg sein wird, aber beide, Nordkorea und die USA wollen schnelle Ergebnisse. Die Ankündigung des Präsidenten, „provokative“ Militärmanöver gegen Nordkorea einzustellen ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nuklearwaffen und Interkontinentalraketen sind eine Überlebensversicherung für das System Nordkoreas, was hier glaubhafte Sicherheitsgarantien der USA sein könnten steht bisher nirgendwo, zumal, was das Einhalten von Verträgen angeht, Donald Trump nicht der Glaubwürdigste ist. In beiden koreanischen Staaten gibt es große Erwartungen, aber auch Skepsis. Der Bevölkerung im Norden ist zu wünschen, dass möglichst schnell einige der Sanktionen aufgehoben werden. In der Erklärung vom Gipfeltreffen in Singapur wurde Bezug auf das innerkoreanische Gipfeltreffen vom April genommen. Die Verbesserung der Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang ist eine wichtige Voraussetzung für Zusammenarbeit zwischen Seoul und Pjöngjang.

Wiedervereinigung?

Das Treffen in Singapur wird nicht zu einer schnellen Wiedervereinigung Koreas führen. Beide Staaten in Korea sind auf eine Wiedervereinigung nicht vorbereitet und die Gesellschaften nicht „reif“ dafür. Es ist auch völlig unklar, was für eine Art Wiedervereinigung es sein sollte. Entscheidend ist, dass es zu einer Normalisierung auf der koreanischen Halbinsel kommt, zu Vertragstreue, zu friedlicher Koexistenz mit intensiver Zusammenarbeit auf möglichst vielen Ebenen. Die Entwicklung könnte ähnlich der in Deutschland sein, d. h. durch Anerkennung der Teilung letztlich deren Überwindung erreichen. Die Nachbarn Koreas, vor allem Japan, müssen sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass es in Zukunft ein geeintes Korea geben könnte. Eine solche Normalisierung würde zur Stabilisierung der gesamten Region beitragen und sie muss durch einen Friedensvertrag abgesichert werden. Die Normalisierung würde auch das Regime in Nordkorea stärken; wenn es sich sicher fühlt, könnte es auch umfassende Wirtschaftsreformen durchführen. Hier gibt es einen enormen Nachholbedarf und von dem Aufbau des Nordens würden nicht nur die dort lebenden 25 Millionen Menschen, sondern auch viele andere profitieren. Kim Jong-un will die Wirtschaft seines Landes grundlegend reformieren, aber er will sein System damit nicht abschaffen, sondern es absichern. Es ist aber nicht vorherzusehen, wie viel an Reformen dieses System überhaupt politisch verkraften kann. Auf jeden Fall besteht jetzt aber eine einmalige Chance für Korea und Nordostasien, die genutzt werden muss.

Nobelpreis?

Wer soll ihn bekommen, Kim, Trump oder beide? Keiner sollte ihn bekommen. Politiker und Politikerinnen sollten überhaupt keinen Friedensnobelpreis bekommen, denn es ist deren Berufspflicht, für Frieden und Wohlergehen der Menschen zu sorgen.

Preiswürdig ist allerdings Moo Jae-in, der Präsident der Republik Korea. Er hat mit großer Geduld, mit Umsicht und bewundernswertem Feingefühl wesentlich zur bisherigen Entwicklung beigetragen.

 

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*