Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat „mit Bestürzung“ die Nachricht vom überraschenden Ableben des Dramatikers Rolf Hochhuth zur Kenntnis genommen.

Müller: „Mit Rolf Hochhuth verliert die Theater- und Literaturstadt eine ihrer großen und wichtigen Figuren. Er hat wie kaum ein anderer deutscher Dramatiker der Gegenwart auch international hohes Ansehen genossen. Der Theaterskandal, den sein erstes Stück ‚Der Stellvertreter‘ zum Umgang der katholischen Kirche mit dem Holocaust, auslöste, hat eine Diskussion angestoßen, die bis heute nachwirkt. Von der Uraufführung 1963 im Theater am Kurfürstendamm durch den Brecht-Freund und damaligen Intendanten der Freien Volksbühne Erwin Piscator gingen die Wellen der Erschütterung durch ganz Europa und darüber hinaus. Berlin zeichnete ihn noch 1963 mit seinem Kunstpreis aus. Hochhuth prägte seitdem das neue Genre des dokumentarischen Theaters und lebte ein engagiertes, besonders auf die Frage unseres Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergangenheit fokussiertes, aber nicht allein darauf beschränktes Leben als freier Autor.“

Der Regierende Bürgermeister weiter: „Unvergessen ist seine engagierte Einmischung im Fall des NS-Marinerichters und damaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger. Hochhuth hat damals auch gerichtlich seine Überzeugung durchgefochten. Sein Engagement ist immer kritisch gewesen. Es war gerichtet auf die offensichtlichen Missstände im aktuellen Geschehen, so auch in seinem Stück ‚Wessis in Weimar‘ zur wirtschaftlichen Praxis der deutschen Einigung und ihrer menschlichen Konsequenzen. Hochhuth hat auch seine Rolle gespielt auf der Bühne der Berliner Theaterpolitik, namentlich beim Berliner Ensemble. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, seinen Angehörigen, Kindern, Freunden und Bekannten. Rolf Hochhuths Stimme wird fehlen, uns in Berlin und dem ganzen Land.“

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