Nicht nur die Mehrfach-Subsumierung von Tatverdächtigen zu einer Tat verzerre das Bild der Polizeilichen Kriminalstatistik.

Die Kritik an der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) als unvollständiges Abbild der Polizeiarbeit beschäftigt seit Jahren die Kriminologie. In der Titelgeschichte der September-Ausgabe „DEUTSCHE POLIZEI“ (DP) werden Grenzen und Schwächen des Zahlenmaterials aufgezeigt und zugleich Möglichkeiten dargestellt, die wirkliche Kriminalitätsbelastung in Deutschland zu ermitteln. Die Erfassung von Straftaten basiere hauptsächlich auf dem Anzeigeverhalten der Bürger; seien diese nun Opfer/Geschädigte und/oder Zeugen, heißt es in dem DP-Bericht.

Was sagt die jährliche Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) über die Sicherheit in Deutschland aus?

Die Erfassung von Kriminalität hänge somit häufig von der Entscheidung ab, eine Anzeige zu erstatten – oder eben nicht. Auch Vergleiche mit Daten aus den letzten 25 Jahren, seit der ersten gesamtdeutschen Erfassung im Jahr 1993, seien Experten zufolge wenig aussagekräftig. Neben dem tatsächlichen veränderten Kriminalitätsaufkommen werde die Entwicklung durch Änderungen im Anzeigeverhalten, der polizeilichen Kontrolle, des Strafrechts und in der statistischen Erfassung beeinflusst. Das Bundeskriminalamt habe allein in den vergangenen zehn Jahren die Regeln zur Führung der PKS diverse Male geändert und angepasst. Was aufgrund von rechtlichen oder erfassungsstatistischen Gegebenheiten durchaus berechtigt gewesen sein könne, führe jedoch zu einer schlechten Vergleichbarkeit.

Doch nicht nur die Mehrfach-Subsumierung von Tatverdächtigen zu einer Tat verzerre das Bild der PKS, auch die absoluten Zahlen der Häufigkeiten entsprechen bei einer Anzeige nicht zwangsläufig der Realität. So werden laut DP-Bericht durchaus mehrere zeitnahe Delikte eines Täters statistisch zu einer Tat zusammengefasst, wodurch die Gesamtzahl an registrierten Straftaten geringer ausfällt, als sie tatsächlich ist. Angesichts der geschilderten Schwachstellen plädieren Kriminologen und Vertreter der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wieder für einen Periodischen Sicherheitsbericht, den es in der Vergangenheit bereits einige Male gab.

Die Vorteile lägen demnach auf der Hand: Darin könnten Straftaten behandelt werden, die nicht angezeigt, dennoch aber bemerkt oder durch Dunkelfeldstudien untersucht wurden. Politiker, Journalisten und Kriminologen seien angehalten, seriös mit den Daten und ihrer tatsächlichen Aussagekraft umzugehen. Die Arbeit der Polizei lasse sich nicht an Zahlen und noch weniger mit der mehr als streitbaren Aufklärungsquote messen. „Versteifen sich Verantwortliche dennoch darauf, damit politische Erfolge zu dokumentieren, riskieren sie einen gravierenden Vertrauensverlust der Menschen in die Polizei und damit in den Staat“, wird im DP-Bericht abschließend angemerkt.

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