Seine Grabstelle kann man nicht unbedingt als verwahrlost bezeichnen, aber gepflegt erscheint sie auf den ersten Blick gerade nicht. Auf der Grabplatte sind die Daten kaum noch zu lesen, so dass wir uns deswegen vorsorglich an die Friedhofsverwaltung gewandt haben.
Wenn ein Freund an seinem 16. Todestag am 18. August d.J. keine Kerze auf das Grab gestellt hätte, würde dort nicht mal ein Licht leuchten. „Otto“ Schwanz wurde dort neben seiner Mutter bestattet.
Heute wäre der einstige Protagonist des Berliner Bauskandals oder Antes-Skandals 80 Jahre alt geworden. 1987 wurde er zu sechseinhalb Jahren Gefängnis wegen Bestechung verurteilt.
Er besaß ein DDR-Dauervisum und aus dem Handel mit Spirituosen stammende gute Kontakte zu Alexander Schalck-Golodkowski. Nach Milieukämpfen wurde Schwanz der Leibwächter von Hans Helmcke.
In der Haft erlernte er den Beruf eines Buchbinders. Er konnte nach seiner Haftentlassung nicht mehr an frühere „Geschäftserfolge“ anknüpfen, sondern bezog Arbeitslosengeld. Nachrufe wie in der Wochenzeitung Die Zeit bezeichneten ihn als „Stück nationaler Verbrechenskultur“ und wegen seiner Ost-Kontakte als „Zuhälter der Entspannungspolitik“. Schwanz war langjähriges Mitglied in der Berlin-Wilmersdorfer CDU. (Quelle: Wikipedia)
3 Wochen vor seinem Tod hatten wir noch telefonischen Kontakt zu ihm.
Er sprach es gleich offen an: „Stellt euch mal vor, ich habe Krebs!“
Frage: Wie sieht’s aus?“
Antwort: „Schlecht bzw. nicht gut.“
Ein später vereinbartes Telefonat konnte er nicht mehr führen.
Von seinem Tod erfuhren wir aus einer Berliner Tageszeitung.
In den 90er Jahren wurde Schwanz wegen des Fälschens von BVG-Fahrscheinen zu einer weiteren Freiheitsstrafe verurteilt. Ein Berliner Boulevard-Blatt wollte besonders witzig sein und kritzelte: „Der Schwanz muss ins Loch.“
Seit dem 18. September 2003 liegt er nun in einem Loch, allerdings in einem, mit dem niemand auch nur im Geringsten gerechnet hatte.
Seine Grabstelle ist noch bis 17.09.2023 gemietet. Jährlich kostet eine Verlängerung 30 Euro. An mindestens einer „Jahresmiete“ werden wir uns aus Verbundenheit beteiligen.
Fotoquelle: TP Presseagentur Berlin
Als Ottos Wegbegleiter und Geschäftspartner danke ich für den Nachruf, der zeigt, dass man doch noch nicht gänzlich vergessen ist.
Gern hätte man einen Blumengruß der CDU dort gesehen, der Otto nicht nur erhebliche Geldmittel verschaffte, sondern auch so manch einem unliebsamen Mitbürger das Schweigen lehrte.