Nach den beiden ersten Bänden „Der Politbüro-Prozeß“ und „Das Politbüro auf der Anklagebank“, geht der Autor Dietmar Jochum mit dieser Dokumentation in „Die Beweisaufnahme im Politbüro-Prozeß“.
Der Leser fühlt sich durch die Anträge und Erklärungen der Verfahrensbeteiligten und nicht zuletzt durch die zahlreichen Interviews mit prominenten Zeitzeugen, u.a. mit Egon Bahr und Günter Gaus sowie Wolfgang Thierse und Wolfgang Ullmann, zurückversetzt in die Zeit des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden mit seinen tragischen Todesfällen an Mauer und Grenze.
Mit dieser Dokumentation ist es dem Autor, auch durch die Nachworte der letzten DDR-Minister, Peter-Michael Diestel (Innenminister) und Markus Meckel (Außenminister), gelungen, eine Publikation von zeitgeschichtlichem bleibendem Wert vorzulegen.
Magnus Verlag Berlin
ISBN: 3-9804169-4-1
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23.09.1996
Sahra Wagenknecht,
26, Wortführerin der Kommunistischen Plattform in der PDS, treibt mit Kleidungsstücken Klassenkampf. Um das Überleben des ehemaligen FDJ-Blatts Junge Welt zu sichern, opferte sie bereits ihre „schönste Bluse“. Unter den Neulesern, so hatte die Kommunistin in einer Abo-Werbe-Anzeige versprochen, werde die Textilie („30 Prozent Baumwolle und 80 Prozent Marxismus“) verlost. Nun geht die rote Frontfrau noch weiter. Auf Nachfrage, wie viele Blusen sie herausrücken würde, wenn es die DDR wieder gäbe, erklärte Wagenknecht in einem Interview für das Buch „Die Beweisaufnahme im Politbüroprozeß“: „Natürlich alle, die ich habe.“
DER SPIEGEL 39/1996
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21.10.1996
Peter-Michael Diestel,
44, Rechtsanwalt, letzter Innenminister der DDR, Präsident des FC Hansa Rostock, Kraftsportler, Mercedes-Fahrer und schon lange als Geschichtenerzähler bekannt, ist wieder etwas Neues eingefallen: Er outet sich als Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter. In einem Nachwort für das Buch „Die Beweisaufnahme im Politbüroprozeß“ schreibt er: Solange anderen ein „DDR-Kainsmal“ verpaßt werde, „solange Prozesse aus keinem anderen Grund als dem der politischen Rache geführt werden, so lange stelle ich mich fest an ihre Seite“. Und dann bekennt er: „In Solidarität mit ihnen enttarne ich mich als IM mit dem Decknamen Dr. Schiwago.“ Dietmar Jochum, Journalist und Autor des Politbüro-Buches, traute seinen Augen nicht, als Diestels Manuskript aus dem Fax kroch. Als er Anwalt Diestel um genauere Informationen in Sachen IM bat, legte der noch nach: Dr. Schiwago sei sein russischer Deckname gewesen, sein deutscher laute: IM Schürzenjäger.
DER SPIEGEL 43/1996
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