Fall Chaschukdschi: Der „Washington Post“ zufolge scheue die türkische Seite eine Veröffentlichung der Aufnahmen, weil sie offenbarten wie Einrichtungen ausländischer Staaten in der Türkei ausspioniert würden.

Im Fall des vermissten Journalisten Dschamal Chaschukdschi sollen der türkischen Regierung Berichten zufolge Ton- und Videoaufnahmen vorliegen, die seine Ermordung im saudischen Konsulat in Istanbul belegen.

Nach Informationen der „Washington Post“ und der „New York Times“ belegen angeblich Ton- und Videoaufnahmen, dass der Journalist Dschamal Chaschukdschi vor eineinhalb Wochen im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet wurde.

Die Zeitungen berufen sich auf eine anonyme Quelle. Demnach würden die Aufnahmen belegen, dass der Journalist erst verhört, dann gefoltert und schließlich getötet worden sei. Laut den türkischen Offiziellen sei die Leiche anschließend zerstückelt worden. Die „New York Times“ berichtet unter Berufung auf türkische Sicherheitskreise, dass ein Team saudischer Agenten Chaschukdschi im Konsulat getötet und zerstückelt habe. Die Leichenteile seien dann mutmaßlich in Koffern aus dem Gebäude geschafft worden.

Türkei in Erklärungsnot

In Erklärungsnot bringt der Bericht auch die Türkei. Wenn die Berichte stimmen sollen, würden sie zeigen, wie Einrichtungen ausländischer Staaten in der Türkei ausspioniert wurden. Der „Washington Post“ zufolge scheue die türkische Seite deshalb eine Veröffentlichung der Aufnahmen. Unbekannt sei laut den Berichten, inwieweit amerikanische Stellen das angebliche Beweismaterial untersuchen durften.

Sollte die Türkei tatsächlich Aufnahmen aus dem Inneren des saudischen Konsulats besitzen, könnte das die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern…

Quelle und weiterlesen: https://de.sputniknews.com/politik/20181012322603687-saudischer-journlist-stanbul-verschwunden/?utm_source=de_newsletter_links&utm_medium=email

Reaktionen aus dem Bundestag:

Weltgemeinschaft darf Verstöße gegen Menschenrechte in Saudi-Arabien nicht dulden.

Zum Fall Chaschukdschi erklärt die menschenrechtspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion und Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Bundestag, Gyde Jensen:

„Sollte es tatsächlich authentische Aufnahmen geben, die belegen, dass der Journalist Dschamal Chaschukdschi ermordet wurde, wäre das ein Beweis für einen Akt von unfassbarer Grausamkeit. Die Bundesregierung ist in der Pflicht, Druck auf den saudischen Botschafter auszuüben, um den Fall lückenlos aufzuklären. Denn Presse- und Meinungsfreiheit müssen weltweit gelten, es muss Folgen haben, wenn diese unterdrückt wird. Die saudische Regierung und Kronprinz Mohammed bin Salman müssen sich für diese Menschenrechtsverletzung international verantworten. Die Weltgemeinschaft darf es nicht dulden, wenn Regimekritiker eingekerkert, gefoltert und brutal ermordet werden. Sie muss gemeinsam wirksame Maßnahmen gegen die Missachtung von Freiheits- und Menschenrechten in Saudi-Arabien entwickeln.“

Der Fall Khashoggi – Ehrkäsige Saudis bringen Bundesregierung zum Schweigen.

Zu den aktuellen Entwicklungen im Fall des verschwundenen saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi erklärt Omid Nouripour, Sprecher für Außenpolitik von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag:

„Es ist erschreckend, mit welcher Zurückhaltung die Bundesregierung fast eine Woche lang gegenüber der saudischen Golfmonarchie aufgetreten ist. Die heutige Reaktion greift bei weitem zu kurz. Der Fall Khashoggi zeigt deutlich, warum Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien verantwortungslos sind: die aggressive Politik des Königshauses nach innen und nach außen wirkt destabilisierend.

Es ist zwar eine gute Nachricht, dass der saudische Botschafter wieder in Berlin eingetroffen ist. Aber: Die Bundesregierung darf gegenüber Riad nicht duckmäuserisch agieren oder ihre eigenen Werte verleugnen. Dazu gehört auch Heiko Maas‘ Relativierung der berechtigten Kritik von Sigmar Gabriel als „Missverständnis“. Es kann nicht sein, dass Deutschland bei der Verteidigung von Journalisten sogar hinter dem Saudi-Freund Donald Trump zurückfällt.

Dass Saudi-Arabien selbst auf milde Kritik mitunter sehr scharf reagieren kann, haben unsere kanadischen Partner bereits erfahren. Die Bundesregierung hat sie in dieser schwierigen Lage im Stich gelassen. Es kann aber nicht sein, dass die Ehrkäsigkeit des Königshauses der Maßstab für die Politik der Bundesregierung ist.“

Foto: Saudische Botschaft in Berlin

 

 

 

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