Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde.

Am Vormittag fand auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde das traditionelle Gedenken an die beiden am 15. Januar 1919 von Freikorps-Soldaten ermordeten Kommunistenführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht statt. Die Ermordung jährt sich morgen zum 99. Mal. Die Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei im Bundestag Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht sowie die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger legten Kränze und Nelken an den symbolischen Grabstätten der beiden Ermordeten nieder.

Anschließend zogen Tausende ebenfalls von der Frankfurter Allee zum Zentralfriedhof.

Fragen an Oskar Lafontaine zu Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.

Lafontaine: Sie sind zwei wichtige Figuren in der deutschen Arbeiterbewegung. Sie standen für einen Kurs der Arbeiterbewegung gegen jeden Krieg. Das macht sie aus, und das ist heute ihr Vermächtnis in einer Zeit, in der weltweit Kriege geführt werden: dass die Linke in der ganzen Welt erkennt, dass sie an diesem Vermächtnis festhalten muss.

TP: Wird es ein linkes Bündnis in naher Zukunft geben?

Lafontaine: Das wird man sehen (lacht).

Fragen an den Berliner Kultursenator Klaus Lederer zu Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.

Lederer: Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg haben in einer Zeit, in der es nicht so einfach war, ihre Haltung bewahrt und gegen die Beteiligung Deutschlands am Krieg und gegen die Kriegskredite mobilisiert, sie haben sich 1918/1919 in die Novemberrevolution eingemischt und am entschiedensten für die Demokratisierung des damaligen wilhelminischen Reichs gekämpft. Ihre Ermordung ist natürlich auch Ausdruck eines autoritären Verständnisses zum Umgang mit Kritik. Und vergessen wir nicht: Vor 30 Jahren ist etwas anderes passiert im Umfeld der Ehrung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, nämlich die Verhaftung von Menschen, die genau an dieses Vermächtnis Rosa Luxemburgs erinnert haben: Freiheit ist auch die Freiheit derjenigen, die nicht zum Mainstream, die nicht zur Mehrheit gehören. Und die müsse gewahrt werden. Und insofern: Was wir hier machen, was wir hier jedes Jahr machen, ist auch genau daran zu erinnern; und vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen eines Rechtstrends zunehmender autoritärer Entwicklungen auch in europäischen Staaten, eben auch im Hinblick auf die Türkei wird es einmal mehr wichtig, sensibel zu sein, vorsichtig zu sein und deutlich zu machen, dass solche gesellschaftliche Entwicklungen in furchtbare Konsequenzen münden können.

TP: Sehen Sie als Berliner Kultursenator eine Aussicht, dass Überreste Rosa Luxemburgs irgendwann tatsächlich hier auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde liegen werden, oder wäre das irgendwo Utopie?

Lederer: Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich finde es im Zweifelsfall auch sekundär. Das hier ist ein Ort des Gedenkens, ein Ort, an dem Führer der Arbeiterbewegung bestattet wurden. Es geht eigentlich aber tatsächlich darum, dass dieser Ort als hochsymbolischer Ort im Bewusstsein der Stadt gehalten wird. Die Frage, inwieweit tatsächlich Rosa Luxemburg hierher gebettet wird, halte ich daher für sekundär.

Fragen an Gregor Gysi zu Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.

Gysi: Das waren eben zwei Menschen, die leidenschaftlich waren, die Überzeugung hatten, und die wegen ihrer Überzeugungen ermordet worden sind. Und daran sieht man, wie wichtig Demokratie, auch Rechtsstaatlichkeit ist, die es danach ja auch nie gegeben hat in Bezug auf ihre Ermordung. Dafür lohnt es ich, heute noch hier her zu gehen, um daran zu erinnern. Wissen sie, es gibt zu viele Menschen, denen wird die Demokratie immer gleichgültiger. Mir ist sie wichtig.

TP: Wird es Ihrer Meinung nach in absehbarer Zeit ein linkes Bündnis geben?

Gysi: Nein, das nicht, aber es könnte endlich mal ein Kampf um Mitte-Links beginnen. Das wäre sozusagen die Öffnung von SPD, Grünen und Linken, dann auch gemeinsam mal die Bundesregierung zu stellen. Es wird ja höchste Zeit.

TP: Werden wir bald eine Groko haben?

Gysi: Ich befürchte, ja. Es schadet zwar der SPD, aber die SPD hat noch nie einen Weg ausgeschlagen, nur weil er ihr schadet (lacht).

Fotoquelle/Collage: TP Presseagentur Berlin

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*