Berliner Aufarbeitungsbeauftragter für die Stasiunterlagen (BAB), Frank Ebert: Besetzung war ein Höhepunkt der Friedlichen Revolution.
Am heutigen Mittwoch, 15. Januar 2025, jährt sich zum 35. Mal die Erstürmung der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Tausende Menschen drangen damals auf das Gelände, um die DDR-Geheimpolizei an der Weiterarbeit zu hindern und die Vernichtung von Akten zu stoppen.
Für den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB), Frank Ebert, ist die erste Besetzung der Stasi-Zentrale ein Höhepunkt der Friedlichen Revolution: „Die Akten sind wichtige Quellen für die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Ohne die mutigen Bürgerinnen und Bürger, die die Akten vor der Vernichtung bewahrten, wären viele Verbrechen der Stasi nie ans Licht gekommen. Zudem hätte die zentrale Grundlage gefehlt, um die Verfolgten der kommunistischen Diktatur zu rehabilitieren.“
Im Dezember 1989 hatten Oppositionelle in zahlreichen Städten der DDR die Bezirks- und Kreisdienststellen der Stasi besetzt. Das Ministerium für Staatssicherheit in Ost-Berlin arbeitete zu dieser Zeit unbehelligt weiter. Nur der Name hatte sich in „Amt für Nationale Sicherheit“ geändert. Die Oppositionsbewegung „Neues Forum“ rief daher für den 15. Januar 1990 zur Demonstration vor dem Stasi-Gelände auf. Tausende Frauen und Männer folgten dem Aufruf.
Unter bis heute ungeklärten Umständen öffneten sich die Tore zum Stasi-Gelände, die Menschen strömten auf das Areal. Wie an anderen Orten bildete sich ein Bürgerkomitee, das die Auflösung der Stasi betreiben und die Vernichtung von Akten verhindern sollte. Mit dem Sturm auf die Berliner Stasi-Zentrale verlor die SED endgültig ihre wichtigste innenpolitische Machtstütze. Die Vernichtung der Beweise für Überwachung, Unterdrückung und Repression kam weitgehend zum Erliegen.
Die Diskussion über die Zukunft der Stasi-Akten begleitete nach der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 den Weg zur Deutschen Einheit. Auch die Vertreter der ersten frei gewählten DDR-Regierung und die Abgeordneten der Volkskammer stritten über den richtigen Weg. In den Beitrittsverhandlungen mit der Bundesregierung gab es ebenfalls Kontroversen über die Zukunft der Akten. Nach massiven Bürgerprotesten, Demonstrationen, Hungerstreik und einer weiteren Besetzung der Stasi-Zentrale einigten sich die Regierungen der DDR und der Bundesrepublik schließlich darauf, die Akten in Ostdeutschland zu belassen und nicht im Bundesarchiv in Koblenz auf Jahrzehnte zu verschließen. In der entsprechenden Vereinbarung zum Einigungsvertrag vom 18. September 1990 heißt es, dass die „sichere Verwahrung, Archivierung und Nutzung der Unterlagen zentral und regional erfolgen“ soll. Das Stasi-Unterlagen-Archiv befindet sich inzwischen in der Verantwortung des Bundesarchivs. Es sorgt dafür, dass die Akten dauerhaft und für künftige Generationen bewahrt werden und zugänglich bleiben. Die ehemalige Stasi-Zentrale ist heute als Campus für Demokratie ein Ort für die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur, mit Opposition und Widerstand gegen das Regime und mit Freiheit und Menschenrechten heute.
Fotoquellen: TP Presseagentur Berlin