Offener Brief von Urban Priol an Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien.

Sehr geehrte Frau Staatsministerin, liebe Claudia!

Mit Interesse verfolge ich – wie knapp anderthalb Millionen durch die Corona-Krise gebeutelter kultureller Solo-Selbständiger auch – Ihre Aktivitäten der ersten beiden Monate im Amt. Ja, Sie machen vieles und äußern sich zu wichtigen Themen:

– Rückgabe von Beutekunst

– Wundervolle Eloge auf die Arbeit von Annalena Baerbock

– Die kritische Lage um den ukrainisch-russischen Konflikt

– Die restaurierte Kuppel des Berliner Stadtschlosses und der Kreuzkonflikt

– Glamouröse Begleitung der ‚Berlinale‘

Alles toll. Jetzt, kurze Frage: WANN gedenken Sie etwas Flammendes zu unserer Kulturbranche zu sagen, die kurz vor dem Ende steht? WANN werden Sie Ihrer Bundesregierung einen Vorschlag unterbreiten, wie man Solo-Selbstständige nach zwei Jahren Berufsverbot angemessen zu entschädigen gedenkt? (Über den Witz der Überbrückungshilfen und ähnlicher Placebos müssen wir uns, glaube ich, nicht ernsthaft unterhalten…)

WIE und WANN werden wir – und noch ist es immer noch nicht soweit – unserem grundgesetzlich verbrieften Recht der freien Berufsausübung wieder vollumfänglich nachgehen können?

Auf eine Antwort freuen sich neben mir all die anderen Berufsverbotsbetroffenen – von „A“ wie „Animateur“ bis „Z“ wie „Zauberer“.

Liebe Claudia, erkennen Sie bitte den Ernst der Lage, bevor uns kaputt macht, was Euch nie kaputt machen wird (in leichter Abwandlung in Ton, Steinen oder Scherben). Ich schreibe dies als vom Glück der Karriere vermeintlich Privilegiertem im Sinne all der Kolleginnen und Kollegen, da ich, im Gegensatz zu vielen, meine für das Alter bereitgelegten Rücklagen nun schon vorzeitig aufbrauchen kann. Was aber auch nicht so ganz als der Sinn eines erfüllten Berufslebens gedacht gewesen sein sollte. Oder? Danke dafür.

Machen Sie was, handeln Sie! Und zwar rasch! Kultur als Spaziergang auf den Grünen Hügel zu Bayreuth zu begreifen, das mag Ihrer Vorgängerin Grütters angemessen gewesen sein. Von Ihnen erwartet die Branche mehr.

Mit freundlichen, langsam, aber ungeduldigen Grüßen

Urban Priol

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