Talk im Friedrichstadt-Palast Berlin.

Im Friedrichstadt-Palast Berlin sprach Intendant Dr. Berndt Schmidt mit der Zeitzeugin Margot Friedländer, Grimme-Preisträgerin Lea Rosh, dem Kulturstaatssekretär a.D. André Schmitz sowie dem TV-Journalisten Christoph Hoffmann über Notwendigkeiten und Möglichkeiten, für Freiheit, Vielfalt und Demokratie einzustehen.

„“Versuche, dein Leben zu machen.““ Dies waren die letzten Worte ihrer Mutter, die Margot Friedländer von einer Bekannten übermittelt wurden, nachdem diese am 20. Januar 1943 am Mittag von der Gestapo verhaftet worden war. Margot Friedländer überlebte Verfolgung und Krieg im Untergrund in Berlin sowie im Konzentrationslager Theresienstadt. Ihre Eltern und ihr Bruder wurden in Auschwitz ermordet.

Auf Vermittlung von André Schmitz, seinerzeit Staatssekretär für Kultur, kehrte Margot Friedländer 2010 nach über 60 Jahren in New York nach Berlin zurück. „Heute kann ich etwas gegen das Vergessen tun und für die sprechen, die nicht mehr sprechen können.““ Als eine der letzten noch lebenden Holocaust-Überlebenden lässt sie auch mit ihren 95 Jahren noch regelmäßig Schüler*innen an ihren Erinnerungen teilhaben. Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande appelliert dabei an gegenseitigen Respekt: „“Wir sind doch alle nur Menschen. Alle mit demselben Blut.““ Vor dem grausamen Hintergrund ihrer Erlebnisse während der Nazi-Zeit, ist ihre humanistische Einstellung ebenso berührend wie modern und entgegen wachsender nationalpopulistischer Trends, ob in Deutschland, Polen, Ungarn, Holland, Frankreich, Türkei oder den USA: „Ich respektiere alle Menschen, egal welche Religion oder Hautfarbe sie haben, welche Sprache sie sprechen oder ob sie homosexuell sind. Das einzige, was zählt, ist, dass sie gute Menschen sind.““So besucht sie auch ganz selbstverständlich regelmäßig muslimische Stadtteilmütter in Neukölln.

Lea Rosh, welche als erste Frau die Moderation des ZDF-Politikmagazins Kennzeichen D übernahm, zeigte sich entsetzt hinsichtlich der anti-demokratischen und nationalistischen Entwicklungen weltweit. Sie lobte das Engagement vieler, die ihre Besorgnis friedlich zum Ausdruck bringen: „Man bleibt nicht alleine, wenn man Widerstand leistet.“ Als ihr Lebenswerk gilt ihr erfolgreiches Engagement für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin, welches gerade kürzlich von der AfD für eine verfehlte und „um 180 Grad“ zu ändernde Erinnerungskultur geschmäht wurde. „Die großen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur gemeinsam über Ländergrenzen und Religionszugehörigkeiten hinweg lösen“, ergänzte André Schmitz. Er engagiert sich für beispielhafte Projekte der politischen und kulturellen Bildungsarbeit als Vorstandsvorsitzender der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa, die die Entwicklung junger Menschen zu politisch verantwortungsbereiten Persönlichkeiten fördert.

2016 war auch das Jahr, in dem viele lernten, das Internet zu hassen. Beleidigungen, Fake News und bewusst gestreute Unwahrheiten, die Brutalisierung der Sprache im öffentlichen Diskurs, der Vormarsch von Populisten und Extremisten, vieles ist in Bewegung, was noch vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten worden wäre.

Ein Abend zum Lernen und Weitertragen, wie einfach es manchmal sein könnte.

„Und wie erschreckend weit die Realität oft von Toleranz, Nächstenliebe und Verständnis entfernt ist“, sagte Christoph Hoffmann, seit 2014 Moderator der RTL II News und im Hauptstadtstudio verantwortlich für das Ressort Deutschland.

„“Unsere Geschichte als größtes NS-Propagandatheater im Dritten Reich und unsere DDR-Vergangenheit zeigt, dass Freiheit nicht einfach da und schneller verloren ist als man denkt. Daher machen wir konsequent Unterhaltung mit Haltung“, so Intendant Dr. Berndt Schmidt.

Der Palast engagiert sich im Berliner Toleranzbündnis sowie im Bündnis gegen Homophobie. Als Bühne des Landes Berlin initiierte das Haus im Jahr 2016 die ‚Colours of Respect als ein unabhängiges, politisch neutrales Statement für alle, die sich gegenseitigem Respekt verpflichtet fühlen. Bereits seit 2014 werden zu Premieren des Palastes keine Botschafter*innen mehr aus Ländern eingeladen, die von Staats wegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren.

Foto (v.l.): Christoph Hoffmann, Dr. Berndt Schmidt, Lea Rosh, Margot Friedländer und André Schmitz.

Bildquelle: Dennis Weinbörner

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