Erklärungen zum heutigen internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus.

Die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal. Im „Deutschen Reich“ und den von Deutschen besetzten Gebieten waren etwa 1.000 Arbeits- und Vernichtungslager errichtet worden. Auch auf dem Gebiet des heutigen Brandenburg wurden Zigtausende Menschen in Konzentrationslagern wie Sachsenhausen und Ravensbrück gefoltert und getötet. Seit 1996 ist der 27. Januar bundesweit der Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus. Im Jahr 2005 erklärten die Vereinten Nationen den 27. Januar zudem zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.

Zum heutigen Gedenktag gaben viele Politiker Erklärungen ab.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, erklärt zum heutigen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus:

Michael Müller

„Der diesjährige Gedenktag ist ein besonderes Datum. Denn es ist der 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch Truppen der Sowjetunion am 27. Januar 1945. Jüdinnen und Juden aus Deutschland und ganz Europa waren Opfer der mörderischen deutschen Todesmaschinerie geworden. Beendet wurde dieses industrielle Töten in Auschwitz durch die Sowjetarmee. Es ist bis heute eine uns beschämende historische Tatsache, dass wir Deutsche uns nicht aus eigener Kraft aus den Fesseln der nationalsozialistischen Diktatur und ihrer Ideologie befreit haben.“

Der Regierende Bürgermeister weiter: „Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist uns in Berlin ein leider auch sehr aktuelles Anliegen. Es ist bitter, dass wir uns in diesen Tagen eingestehen müssen, dass wir in der Gegenwart von neuem und weit intensiver, als wir es viele Jahre lang für möglich gehalten haben, gegen antisemitische, rechtspopulistische und rechtsradikale Haltungen, Gruppierungen, Parteien und Verbrechen bis hin zum Mord wehren müssen. Nicht erst seit der antisemitischen Terrortat von Halle muss jedem klar sein, worum es geht. Die Bekämpfung antisemitischer Geschehnisse auch auf den Straßen und Plätzen unserer Stadt fordert alle Anstrengungen des Staates und der Zivilgesellschaft.“

Michael Müller: „Wir Deutsche und besonders wir Berlinerinnen und Berliner sind angesichts der Geschichte froh und dankbar, dass es in unserer Stadt wieder ein Zusammenleben mit jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie zahlreiche jüdische Einrichtungen gibt. Der deutsche Staat, seine Behörden und unsere Zivilgesellschaft haben die Pflicht, dieses Zusammenleben zu schützen. Auch wir in Berlin, müssen uns immer wieder prüfen, ob wir hier genug tun, ob wir wach genug sind und ob wir etwaige neue Gefahren rechtzeitig wahrnehmen. Danach müssen wir uns nicht nur am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus fragen, sondern ständig wach und kritikfähig bleiben und nicht dulden, wenn Geschichte relativiert wird, oder Menschen beleidigt, bedroht oder angegriffen werden. Das jüdische Leben in Berlin gehört untrennbar zu unserer Freiheit und unserer Demokratie dazu.“  

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller nimmt am 29. Januar 2019 ab 11.00 Uhr an der Gedenkstunde des Deutschen Bundestags zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar teil.

„Wach und stark sein gegen jede Geschichtsklitterung“.

„Mahnende Erinnerung stets wachhalten“ – Woidke ruft anlässlich des Holocaust-Gedenktages zu Wachsamkeit auf.

Dietmar Woidke

Ministerpräsident Dietmar Woidke hat den heutigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus als einen der wichtigsten Gedenktage bezeichnet. Der Polen-Koordinator der Bundesregierung und Bundesratspräsident betonte heute: „Mit der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz im von Deutschen besetzten Polen am 27. Januar 1945 nahte das Ende eines von Deutschen entfesselten Krieges, der Millionen Menschen den Tod brachte. Niemals darf in Vergessenheit geraten, was für ein unermessliches Leid der Nationalsozialismus über die Menschen brachte.“

Woidke: „Wir müssen uns immer wieder neu mit diesem schrecklichen Kapitel unserer Vergangenheit auseinandersetzen. Die Erinnerung an die Gräueltaten der Nazis und das Gedenken an die Opfer sind und bleiben auch in Zukunft elementar – für unsere Demokratie, für unser gesellschaftliches Miteinander. Gerade jetzt, wo die Generation der Zeitzeugen bald keine eigene Stimme mehr haben wird, dürfen wir es nicht zulassen, dass auch nur ein Detail dieser Geschichte in Vergessenheit gerät. Wir müssen auch als nachfolgende Generationen erinnern und mahnen, wir müssen wach und stark sein gegen jede Geschichtsklitterung und jeden Versuch der Rechtfertigung. Wir müssen uns denjenigen entgegenstellen, die rechtsextremistische und antisemitische Ideen verbreiten und Hass gegen Fremde säen wollen. Deutschland muss zu seiner Verantwortung stehen und die mahnende Erinnerung stets wachhalten.“

Anlässlich des Tages des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus sind zahlreiche Veranstaltungen geplant. An den folgenden nehmen Mitglieder der Landesregierung von Brandenburg teil:

Montag, 27. Januar, 13.00 Uhr

Gedenkstätte Lindenstraße, Lindenstraße 54, 14467 Potsdam

Wissenschafts- und Kulturministerin Manja Schüle spricht auf einer Gedenkveranstaltung auf Einladung des Potsdamer Oberbürgermeisters Mike Schubert sowie der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße und der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 ein Grußwort und legt Blumen am Mahnmal „Das Opfer“ nieder.

Montag, 27. Januar, 14.00 Uhr

Gedenkstätte Sachsenhausen, Straße der Nationen 22, 16515 Oranienburg

Kulturstaatssekretär Tobias Dünow und Europastaatssekretär Jobst-Hinrich Ubbelohde nehmen an der Gedenkveranstaltung des Landtags und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten teil.

Montag, 27. Januar, 18.00 Uhr

Landtag, Alter Markt 1, 14467Potsdam

Wissenschafts- und Kulturministerin Manja Schüle nimmt an einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellung „AUGEN ZEUGEN – Es ist nicht leicht, sich zu erinnern – und schwer, zu vergessen!“ teil.

Dienstag, 28. Januar, 13.15 Uhr

Staatskanzlei, Pressefoyer, Heinrich-Mann-Allee 107, 14473 Potsdam

Mitglieder der Landesregierung treffen sich vor Beginn der Kabinettssitzung zu einem Fototermin. Sie beteiligen sich damit an der Social-Media-Kampagne #WeRemember, mit der der World Jewish Congress jedes Jahr an den Holocaust erinnert. Bei der Fotoaktion halten die Mitglieder des Kabinetts jeweils ein Schild mit der Aufschrift „We Remember“ in die Kamera.

Mittwoch, 29. Januar, 11.00 Uhr

Plenarsaal Deutscher Bundestag, Platz der Republik 1, 11011 Berlin

Bundesratspräsident Dietmar Woidke und Brandenburgs Sozialministerin Ursula Nonnemacher nehmen an der Gedenkstunde des Bundestages teil, zu der auch Israels Staatspräsident Reuven Rivlin begrüßt wird.

Freitag, 31. Januar, 11.00 Uhr

Panzerdenkmal Kienitz, Straße der Befreiung 18, 15324 Letschin

Ministerpräsident Dietmar Woidke nimmt an einer Gedenkveranstaltung des Landkreises Märkisch-Oderland und der Gemeinde Letschin teil.

Sonntag, 2. Februar, 13.30 Uhr

Justus-Delbrück-Haus, Am Bahnhof 1, 15868 Jamlitz

Gedenkstätte KZ-Außenlager, Kiefernweg, 15868 Jamlitz

Kulturstaatssekretär Tobias Dünow spricht auf einer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag des Massakers im KZ-Außenlager Lieberose ein Grußwort und besichtigt die erweiterte Open-Air-Ausstellung in der Gedenkstätte.

„Die Entwicklungen der letzten Jahre sind Grund zu größter Sorge“.

Erklärung der Linken zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklären die Vorsitzenden der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch:

Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch

„Am 27. Januar 1945, vor 75 Jahren, befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Seither ist Auschwitz das zentrale Symbol für den bürokratisch geplanten und fabrikmäßig durchgeführten Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden. Auschwitz ist gleichzeitig Auftrag und Mahnung, die Erinnerung an die Opfer der menschenverachtenden NS-Gewaltherrschaft wachzuhalten und jeder Form von Antisemitismus und Rassenwahn entschieden und geschlossen entgegenzutreten.

Die Entwicklungen der letzten Jahre sind deshalb Grund zu größter Sorge. Antisemitische Einstellungen nehmen zu. Es gibt Angriffe auf Jüdinnen und Juden bis hin zu offenem Terror gegen die jüdische Gemeinschaft wie jüngst in Halle. Es ist unerträglich und nicht hinnehmbar, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder Angst haben müssen. Wir alle sind gefordert, uns dem mit großer Entschiedenheit geschlossen entgegenzustellen.

75 Jahre nach Auschwitz gibt es wachsende Bestrebungen der politischen Rechten, die Vernichtungsideologie der Nazis zu verharmlosen und die Singularität der Verbrechen der deutschen Faschisten, die den industrialisierten Massenmord an Juden und Jüdinnen organisierten, zu relativieren. Wir dürfen dies niemals zulassen. Die Erinnerung an Auschwitz wachzuhalten ist Auftrag für die Zukunft. Unsere Verantwortung bleibt: ‚Dass Auschwitz nie wieder sei!‘“

Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar 2020 erklären Annalena Baerbock und Robert Habeck, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

Annalena Baerbock und Robert Habeck

„Am heutigen Montag jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum 75. Mal. Auschwitz steht für die Katastrophe der Shoa, den Versuch, jüdisches Leben, jüdische Menschen in Europa gänzlich auszulöschen. Auschwitz steht für industriellen Massenmord, verübt von Deutschen, auch an Sinti und Roma und anderen. Es ist uns heute ein Symbol für Menschenhass und Terror in seiner extremsten und furchtbarsten Form. Auschwitz mahnt uns zum Gedenken, aber auch, Verantwortung zu übernehmen für unser Zusammenleben.

In das Entsetzen über derartige Gräueltaten und die Trauer um all die Menschen, die dem nationalsozialistischen Terrorregime zum Opfer fielen, mischt sich heute auch Wut und Scham. Darüber, dass der Antisemitismus in diesem Land immer noch nicht überwunden ist: Nur drei Monate ist es her, dass ein Deutscher mitten in Deutschland versuchte, Juden hinzurichten, die friedlich in einer Synagoge beteten. Zwei Menschen tötete er. Darüber, dass der Rechtsextremismus in unserem Land immer noch nicht überwunden ist: Nur acht Monate ist es her, dass ein Deutscher den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke ermordete.

Diese Taten aus der Gegenwart stehen erschreckenderweise nur stellvertretend für viele weitere. Die Zahl der antisemitischen Straftaten ist 2018 auf 1.800 in einem Jahr gestiegen. Die Zahl der gewaltbereiten Rechtsextremen in Deutschland liegt bei 12.700 – heute, 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz.

Es ist uns  Pflicht und Auftrag, Anfeindung, Ausgrenzung und Diskriminierung von Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht zuzulassen, überall zu widersprechen und konsequent dagegen aufzustehen. ‚Nie wieder!‘, die Verpflichtung, die aus Auschwitz für uns Nachgeborene folgt, ist heute aktueller denn je. Es ist unser Auftrag an jedem Tag und jedem Ort.“

„Symbolhaft für die unbeschreiblichen Gräuel“.

ver.di-Landesbezirk zum 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung.

Heute vor 75 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Der 27. Januar ist international ein Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Dazu erklärt Andrea Kühnemann, stellvertretende Leiterin des ver.di-Landesbezirks Berlin-Brandenburg:

Andrea Kühnemann

„Auschwitz steht bis heute symbolhaft für die unbeschreiblichen Gräuel und die unfassbare Grausamkeit des nationalsozialistischen Regimes. Millionen von Menschen, vor allem jüdischen Glaubens, aber auch Regimekritiker, Andersdenkende und viele, die die Nationalsozialisten willkürlich als Feinde betrachteten, wurden systematisch verfolgt, gequält und ermordet. Wir als nachfolgende Generationen tragen die Verantwortung für diese Verbrechen und die dunkle Seite der deutschen Geschichte. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die immer noch virulente Saat der Nationalsozialisten nicht aufgeht. Darum ist aus unserer Sicht der Kampf der Gesellschaft gegen Neonazis und rechtsextremes Gedankengut extrem wichtig. Unverständlich ist in diesem Zusammenhang, dass der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde. Gerade jetzt ist es wichtig, gegen den Rechtsextremismus vorzugehen und wachsam zu sein. Wir sagen sehr deutlich: Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung gehören nicht in unsere Gesellschaft!“

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Ministerpräsident Bodo Ramelow: „Wir müssen wach, nachdenklich und sensibel bleiben“.

„Der Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist und bleibt eine Aufgabe für uns alle. Landesregierung, Kirchen, Verbände, Gedenkstätten und Initiativen, aber auch jede und jeder Einzelne müssen sich fragen: Wie kann ich dem Hass auf andere Kulturen und andere Religionen mutig entgegentreten? Wir alle müssen wach, nachdenklich und sensibel bleiben und Antisemitismus konsequent bekämpfen“, sagt Ministerpräsident Bodo Ramelow anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am heutigen 27. Januar.

Bodo Ramelow

„Auch 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz dürfen wir nicht nachlassen, die Erinnerung an die Millionen Morde, an millionenfache Erniedrigung und Entrechtung und an die beispiellose Verrohung und das komplette Versagen jeglicher Menschlichkeit lebendig zu halten. Weil unsere Verantwortung für das Geschehene nie verjährt. Weil wir nicht zulassen, dass sich Nationalismus und Hass erneut Bahn brechen und Undenkbares wieder sagbar und machbar wird. Weil wir es den Opfern des Nationalsozialismus schuldig sind“, betont der Ministerpräsident. „Nie wieder! – Das ist die Lehre aus der Geschichte; so lautet die Mahnung für Gegenwart und Zukunft.“

Auf Einladung von Landtagspräsidentin Birgit Keller und Ministerpräsident Bodo Ramelow wird heute, Montag, 27. Januar 2020, 9 Uhr, in einer Gedenkstunde im Thüringer Landtag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Ministerpräsident Ramelow, der eine Ansprache hält, nimmt außerdem am Nachmittag, 14:30 Uhr, an der Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Buchenwald teil.

Fotoquellen (Archiv): TP Presseagentur Berlin

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